Die Tagesstruktur in Mils bietet neben der handwerklich-kreativ ausgerichteten Werkstatt und der Basal Integrativen Förderung seit 2007 die Möglichkeit des gartentherapeutischen Arbeitens. Ein großzügiger Garten mit Beeten, Trögen und Hochbeeten, ein Folientunnel sowie ein Gewächshaus werden von zehn KlientInnen und einem achtköpfigen multiprofessionellen Betreuerteam gemeinsam bearbeitet. Seit sieben Jahren steht der Gartengruppe ein neues Gebäude mit Gemeinschafts-, Ruhe- und Arbeitsräumen zur Verfügung, in denen pflanzliche Produkte zum Eigenverbrauch und Verkauf biologisch erzeugt werden. Diverse Erhaltungsarbeiten an Gerätschaften zur Gartenbearbeitung werden durchgeführt. Beim Bau von Vogelhäuschen und Insektenhotels lernen die KlientInnen den Umgang mit Werkzeug. Der Unterschied zwischen Beschäftigung und Arbeit liegt in den Schritten und Zielen, die nach einem geplanten Rhythmus eingehalten werden. Strukturiert, aber doch individuell abgestimmt, gelingt es dem Team Bedürfnisse zu berücksichtigen, Fähigkeiten sichtbar zu machen und dabei Produktives zu leisten.
Das Interesse an der Natur und der Arbeit im Garten ist Grundvoraussetzung für die Mitarbeit in der Gruppe. Dies wird in Entwicklungsgesprächen ausgelotet und in einer Schnupperwoche gefestigt. Interesse und Bedürfnis der KlientInnen stehen bei der Wahl der Tätigkeiten immer im Fokus. Besonderes Augenmerk wird auf den persönlichen Arbeitsrhythmus gelegt. Motorik, Hand-Auge-Koordination und Ausdauer lassen sich in der weitgefächerten Gartenarbeit bestens schulen. Die Gartengruppe ist ein sehr aktives und produktives Team, das neben dem regulären Tagesablauf in der Einrichtung auch viel Raum für Begegnung und Austausch außerhalb des Netzwerkes schafft.
Mit dem abwechslungsreichen Aufgabenbereich, den der mit Gemüse, Kräutern, Blumen und Obst bestückte Garten im Jahreskreislauf bietet, gehen kostbare Erfahrungs- und Lernprozesse einher. Die KlientInnen sind in den natürlichen Kreislauf von der Aussaat, dem Pikieren und Einpflanzen bis zum Jäten, Gießen, Ernten und Lagern sowie den Verkauf eingebunden. Der reichhaltige Anbau wird sowohl frisch geerntet zum Verkauf angeboten, als auch für die Weiterverarbeitung genützt. Die gemeinsame Verarbeitung und Produktion der Ernte vertiefen das Verständnis für zusammenhängende Abläufe. Kräuter werden getrocknet, gerebelt und zu Teemischungen vermengt. Frische Kräutersträuße, Kräutersalz, Gewürzmischungen, Öle, Sirup, eingelegtes Gemüse, Pesto, Würzpasten und Kräuterzucker, Trockenobst und auch Badepralinen, Sträuße, Gestecke und Adventkränze fertigen die KlientInnen an.
Seit 2016 tragen die Produkte der Gartengruppe das Logo für Biologische Landwirtschaft – Gemüse und Kräuter werden rein biologisch angebaut, die Biozertifizierung geht mit hohen Ansprüchen an Qualität und Arbeit einher. Diese Ansprüche trägt die Gartengruppe durch die täglichen sorgsam erfüllten Aufgaben – vom bewussten Umgang, den die KlientInnen von der händischen Aussaat eines Samenkorns bis zum Verkauf eines Erzeugnisses am Verkaufsstand spüren. Der Anspruch erfüllt sich aber auch im produktiven Lebensprozess, an dem die KlientInnen mit ihrer sinnvollen Arbeit teilhaben. Freude und Erfolgsmomente begleiten diese sichtbaren Zeichen der persönlichen Fähigkeiten und tragen maßgeblich zur Steigerung der Lebensqualität der Klientinnen bei.
Die Bio-Produkte der Gartengruppe sind mittlerweile bekannt. Einmal wöchentlich am Dienstag begibt sich eine kleine Abordnung des Gärtnerteams in das Zentrum von Mils und wirbt für den Marktstand, der jeweils am Donnerstagvormittag auf dem Gelände des Netzwerk St. Josef betrieben wird. Namhafte Gastronomiebetriebe in Innsbruck, wie „Die Wilderin“, das Restaurant „Olive“ oder die „Foodcoop Kooperation zum Fruchtgenuss“ zählen auf die hochwertige Palette, welche das Team der gartentherapeutischen Gruppe anbietet und liefert. Aber auch der Setzlingsmarkt in Hall und die „Blühenden Gartenträume“ in Igls zählten in der Vergangenheit zu den großen Aufgaben, die von Gruppe und BetreuerInnen als eingespieltes Team bewältigt und mit bis zu 2.000 Pflanzen beliefert wurden. Die Begegnung mit interessierten Kunden, das Erklären der Produkte und der Umgang mit Geld sind wertvolle Erfahrungen, die den KlientInnen in anderen Alltagssituationen zugutekommen. Im Rahmen von Workshops, etwa beim Adventmarkt oder dem Tag der offenen Tür für MitarbeiterInnen und KlientInnen der Einrichtung, geben die Mitglieder der Gartengruppe ihr Wissen gerne an Interessierte weitergeben.
Info:
Das Netzwerk St. Josef in Mils ist eine der größten Einrichtungen für die Betreuung von Menschen mit Mehrfachbehinderung in Tirol. 135 KlientInnen und 230 MitarbeiterInnen sind Teil dieser Gemeinschaft, die Wohnen, Arbeit, Therapie und Lebensbegleitung in vielfältigen Angeboten vereint. Die Einrichtung verfolgt werteorientierte Ziele, die das seelische und körperliche Wohlergehen der KlientInnen in allen Bereichen berücksichtigen. Zu den großen Vorhaben zählt der laufende Dislozierungsprozess, der den KlientInnen eine moderne und zeitgemäße Form des betreuten und begleiteten Wohnens bietet.
Die Sozialen Einrichtungen der Barmherzigen Schwestern von Zams stehen für den Grundsatz: Halt geben – mit Freude leben. Eine Säule dieses Grundsatzes basiert auf der Erfahrung, die den KlientInnen das Leben in unterschiedlichen Alltagssituation näherbringt und sie ermutigt, diesen Situationen gestärkt zu begegnen. Die Arbeit in der Gartengruppe ist für die KlientInnen von persönlichen Erfolgen, wertvollen Beiträgen zur Arbeitswelt und der Teilhabe an gesellschaftlichen Vorgängen geprägt.
Dipl. KH-Bw.
Bernhard Guggenbichler
Geschäftsführer
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